Wahlmodul „Europäischer Erfahrungsaustausch“ gibt vielfältige Anregungen
Kooperation mit LEADER-Workshop zur Demokratie an historischem Ort
Oft erhalten Europäische Projekte in der breiten Öffentlichkeit nicht die ihnen gebührende Aufmerksamkeit. Die Europäische Union wird als bürger- und realitätsfern erlebt, und doch ist es ganz anders und sogar hier in Thüringen. LEADER ist ein Förderprogramm der EU, mit welchem modellhaft innovative Projekte im ländlichen Raum gefördert werden. Diese waren unter anderem ein Thema beim Workshop des Transnationalen Leaderprojekts „Demokratie heute“ der Leader Aktionsgruppe Saalfeld-Rudolstadt e.V. in Schwarzburg, der vor kurzem stattfand.
Schwarzburg als Symbol in mehrfacher Hinsicht
Der Veranstaltungsort Schwarzburg mag sinnbildhaft für die Situation in den ländlichen Gebieten Thüringens stehen. Bis zum Ende der DDR Touristenmagnet fanden die Erholungssuchenden nach der Wende kaum noch den Weg hierher. Die Bevölkerungszahl ist drastisch gesunken. Warum ein Demokratieworkshop gerade in Schwarzburg? Reichspräsident Friedrich Ebert unterschrieb im August 1919 die erste demokratische Verfassung Deutschlands genau hier.
Bürger nehmen ihre Angelegenheiten selbst in die Hand
Demokratie in der Gegenwart bedeutet, dass Bürger die Dinge selbst in die Hand nehmen. So wie beim Beispiel Schloss Schwarzburg, der Einsatz des Fördervereins machte es nach 2000 möglich, dass Geldmittel fließen. 2008 wurde mit der Sanierung des Zeughauses begonnen, welches 2015 als „Fürstliches Zeughaus Schloss Schwarzburg“ wieder eröffnet werden soll. Mit der Waffensammlung von nationaler Bedeutung kann das Zeughaus ein touristischer Anziehungspunkt der Region werden, der wieder mehr Gäste in die Schwarzatalregion bringt.
Interessante Diskussion mit dänischen und rumänischen Gästen
Die Gäste aus Dänemark wunderten sich darüber, dass es in Deutschland möglich ist, dass ein Verein Produkte und Dienstleistungen auf dem freien Markt anbieten darf. In Dänemark kann eine geförderte nichtstaatliche Organisation, wie ein Verein, nicht in Konkurrenz zu Unternehmen der freien Wirtschaft gehen. In Rumänien ist es ähnlich. Eine vereinsmäßige Organisation ländlicher Pflege ist ebenfalls nicht möglich. Nachbarschaftliche Pflege oder Pflege in der Dorfgemeinschaft ist dagegen machbar. Eine Diskussionsteilnehmerin gab allerdings zu bedenken, ob sich wohl denn jeder von seinem Nachbarn pflegen lassen möchte? Es gibt keine Standardlösungen. Im Austausch untereinander gab es auch vielfältige Anregungen für die Teilnehmer des Projektes PARTHNER des Heimatbundes Thüringen.
Exkursion zeigte vielfältige Zukunft auf dem Land
Wie lebendig das ländliche Thüringen ist, zeigte den europäischen Gästen die Exkursion. Auf dem KulturNaturHof Bechstedt beeindruckte die Mosterei, die 2012 eröffnet wurde und über eine moderne Presse verfügt. Hier werden die Ressourcen der Streuobstwiesen benutzt und jeder Kunde bekommt seinen eigenen Saft aus den Äpfeln, die er gebracht hat. Beispielhaft für Wege zu neuer Energie ist das Biomasse Blockheizkraftwerk Bechstedt der örtlichen Energiegenossenschaft. Es versorgt viele Haushalte des Ortes mit Wärme und Warmwasser. Das Kraftwerk arbeitet auf Hackschnitzelbasis.